Crenshaw Hill - MICAH & DUTCH

Natürlich hatte Dutch in betracht gezogen, einen seiner Männer mitzunehmen. Jemanden der stark war wie Bill, so unauffällig und klug wie Hosea oder so loyal wie Arthur. Gerne wäre er sich bewusst gewesen, dass jemand aufpasste, dass ihm nichts passierte. Aber in der Sicherheit eines Ganoven erwuchs die Unsicherheit seines Plans und wäre Dutch mit nur einem seiner Gangmitglieder in den Saloon gekommen dann hätte man ihn entlarvt.
Sobald er den Goldbarren aus der Jackentasche zog wären alle Blicke auf ihm und hätte er nur ein weiteres Wort getätigt wären es ebenfalls alle Gewehre, Revolver und was das Gesindel von Crenshaw Hill noch so als Waffe mit sich herumtrug.
So ging der Bandenanführer es ruhig an. Er trat allein in den Saloon, ließ den Blick streifen und setzte sich schließlich an die Bar. Es waren noch etwa ein Dutzend Männer da, außerdem der Barkeeper, ein Pianist der in der hinteren Ecke des Raums herumklimperte und eine Bedienung mit breitem Dekolté und noch breiteren Grinsen. An jedem anderen Tag hätte Dutch sie vermutlich in Augenschein genommen, aber der Schmerz um Annabelle saß tief und er hatte sich erst vor kurzem Miss O'Shea angelacht, die ihm derzeit über den Schmerz hinweghalf.
Die meisten Anwesenden waren einfacher Pöbel die an den Tischen des Saloon saßen, an der Bar hockten nur ein ungepflegter Rüpel mit blondem Haar und vernarbtem Gesicht in der Ecke und zwei feiner gekleidete Gentlemen recht weit vorne. Dutch platzierte sich direkt zwischen den beiden und Narbengesicht, damit der nicht sehen konnte, was Dutch im Laufe des Gesprächs hervorzaubern würde.
"Guten Abend meine Herren." Dutch machte keinen Hehl daraus, dass er zu ihnen wollte, jedoch ließ er sie vorerst zappeln und bestellte sich einen Whisky.
Erst nachdem er einen ausladenden Schluck genommen und das Glas gesenkt hatte, sah er wieder zu ihnen. "Sie sehen so aus als wären sie gute Geschäftsleute."
Der eine Mann, ein kahlrasierter, kleinkarierter Typ mit imposantem Schnurrbart sah auf zu ihm. "Das könnte man sagen." Das Misstrauen war deutlich und auch deutlich berechtigt. Dutch schmunzelte.
"Es muss pures Glück gewesen sein, aber ich habe just heute Morgen einen Goldnugget im Dreck vor meiner bescheidenen Wohnung gefunden. Ich wüsste gern, wie viel er wert ist." Er holte das Ding heraus und wog es in der Hand.
Nun hatte er die Aufmerksamkeit beider Herrschaften und als wäre das noch nicht genug zu Dutchs Glück konnte er ehrliches Interesse im Blick der Männer sehen. Ein schelmischer Glanz erfasste die Augen des Bandenbosses und er ließ sie das Gold betrachten bevor er fortfuhr.
"Es ist nicht zufälligerweise einer der beiden anwesenden Gentlemen in der Lage mir zu erklären wie viel das gute Stück wert ist und wo ich es am besten Verkaufe."
Das war eine bloße Lüge. Dutch wusste wo er es verkaufen konnte und er wusste auch, wie gefährlich und gewinnminimierend das war. Er war auf einen Deal aus.
Der andere Mann, ein wuchtiger Mann von Welt mit Melone, öffnete schon den Mund um ihm die Bank zu empfehlen, da fing er den Blick seines Partners ein und verstummte. Der erste Gentleman sah wieder Dutch an. "Sie haben Glück, wir sind An- und Verkäufer für Geldwaren. Wir geben Ihnen für das Stück zweihundert Dollar."
Dutch, zufrieden, aber noch nicht zufrieden genug, strich sich über den Schnauzer und begann, den Barren zurück in seine Tasche zu schieben. "Das ist nun wahrlich nicht viel, da könnte ich mir das hübsche Ding auch gleich als Briefbeschwerer nutzen. Ich hörte von einem Mann, der mir 350 bieten könnte."
Aber die beiden hatten angebissen, so wirkte auch der verstimmte Blick des Langen nichts. "Dann vierhundert."
Der Barren erblickte wieder das dimmrige Licht des Saloons. Aber Dutch bemerkte, dass sie misstrauisch wurden. Er musste die Transaktion so schnell wie möglich abschließen, wenn er mit einer heilen Haut hier herauskommen wollte.
"Deal."

Die Tage waren unangenehm und liefen immer ähnlich ab. In einer solchen Welt stumpfte man ab. Mord war keine große Sache mehr. Do wunderte sich auch keiner mehr, warum es so viele Menschen gab, die auf das Gesetz schissen. Outlaws wurden sie genannt. Einer solcher war Micah Bell. Man konnte ihn wirklich nicht als freundlichen Menschen bezeichnen. Er hatte etwas gegen andere Rassen, als erselbst. Ihm fehlte es an Toleranz für diejenigen, die anders waren als er. Akzeptiert wurden nur jene, die stark genug waren um ihm Vorteile anbieten zu können. Ansonsten wurde jeder bis aufs Mark beleidigt oder direkt umgebracht, wenn man ihn nervte. Micah war vielleicht nicht derjenige, der nun jeden einfach so abknallte, seine Geduld jedoch grenzte an Nichtigkeit. Bell war ein Hitzkopf, der sich schnell in gewalt mitreißen ließ.

An diesem Tag beschloss er in einem Saloon in der Gegend unter zu kommen. Sein Pferd war nicht mehr das Jüngste und genoss es vermutlich eine Pause zu haben. Er hatte nicht das Geld um sich ein neues Pferd zuzulegen, deshalb musste er darauf achten, es nicht völlig auszulaugen. Das und die Tatsache, dass ein guter Schnaps immer gut war, zogen ihn also in das Getümmel. Es war ruhig bis der Typ auftauchte. Er trug Kleidung eines Mannes, der viel von sich hielt. Stil hatte er und dazu das Auftreten eines Anführers. Sehr selbstsicher schritt er auf die Theke zu, an welcher der Blonde Outlaw gerade lehnte.

Das allein schon ließ Bell misstrauisch werden. Dann sprach er die Herren neben ihm noch so dreist an. Die Typen waren reicher, wirkten nicht wie X-beliebige Outlaws, die hierher kamen. Micah konnte nicht sehen was abging, jedoch lauschte er ganz genau. Gold? War er wirklich so dumm um mit einem Klumpen Gold in einen Saloon zu kommen? Nun für Bell war das ja die perfekte Gelegenheit. Den Nugget konnte er sich dann ja später zu Gemüte führen. Dann wenn es am besten passte, würde er zugreifen. Aber Micah hatte bis dato noch keine Ahnung wie es ausgehen würde. Ihm fiel jedoch auf, dass die Stimmung schnell absackte. Etwas lag in der Luft, das war nicht gut.

In der Tat lag etwas in der Luft und es war etwas, das Dutch noch mehr hasste als Untreue. Misstrauen.
Er war sich den beißenden Blicken seiner Gesprächspartner bewusst als er den Barren fester griff. "Sie werden verstehen, dass ich das Geld sehen möchte bevor ich Ihnen das Gold aushändige. Es gibt Gesetzlose Rüpel in dieser Welt." Der Stolz des Mannes war angegriffen und er selbst nutzte einen Ton der etwas zu hart für eine normale Konversation war.
Dieser Griff zum falschen Ton leistete einen entscheidenen Beitrag dabei, dass Dutch die Haltung und so auch die Deckung verlor. Seine Gesprächspartner brauchten nur zu sehen, wie die kleinen Augen des Outlaws aufzuckten, als der Barkeeper näher trat, mussten sehen wie seine Hand zu seinem Holster und der Goldbarren zurück in den Mantel strich, da hatten sie sich erhoben. Dutch blickte in die Läufe zweier äußerst beunruhigend funktionaler und glattpolierter Revolver.
Der Pöbel setzte sich sofort in Bewegung und wer den Saloon nicht verlassen hatte, kauerte sich in Sitzecken, unter Tische und Stühle. Die Menschen von Crenshaw Hill hatten nicht gerade wenig durchgemacht.
Dutch bemerkte erst, dass er ebenfalls stand und seinen Revolver auf sie richtete, als es zu spät für jegliche friedlichen Konversationen war.
Der Barkeeper krallte sich an seine Bar. "Bitte, keine Schießerei!" und auch Dutch musste bemerken, dass er gegen zwei Männer keine Chance hatte. Wenn er Pech hatte dann gehörte Narbengesicht hinter ihm nicht nur zu der mutigen Sorte Mensch, sondern auch zu seinen Gesprächspartner und richtete genau in diesem Moment ebenfalls eine Waffe auf ihn.
Dutch hasste es zu verlieren. Er hasste es noch mehr als Misstrauen oder Illoyalität. Also biss er sich auf die Lippe und funkelte seine Herausforderer wütend an.

Tatsächlich artete es sehr schnell aus. Als die Männer die Waffen auf den Mann gerichtet hatte, entschied Micah schnell. Sie wollten ihn erschießen. Das würde bedeuten, dass sie ihm das Gold abnehmen würden und erselbst stand mitten im Schussfeld. Bell hatte kaum eine andere Wahl, seine Waffe war ebenso erhoben. Jedoch gen Richtung der beiden Männer. Zwei gegen zwei. Wobei Bell zwei Revolver trug und auch beide auf die Männer richtete. Damit hatten sie eine Waffe mehr im Spiel als sie.

Die Männer starrten einander an. Es war als sei die Zeit in diesem Augenblick stehen geblieben. Zumindest an diesem Punkt, denn drumherum war Chaos ausgebrochen. Die Menschen flüchteten, oder versteckten sich. Die Augen starrten sich an, jedes Zucken, jeder Atemzug wurde genaustens beobachtet. Jegliche falsche Bewegung würde den jeweils anderen veranlassen, den trigger zu ziehen. "Ich schätze das ist nun eine missliche Lage für Euch." Knurrte Bell die Männer an. Der Barman wich selbst langsam zurück. Er wollte nicht mit rein gezogen werden und noch weniger wollte er der Grund sein, dass die Schießerei los ging. Vielleicht ging es ja noch gut aus, ohne dass sie wieder Särge anfertigen lassen mussten.. Wobei die Männer hier aussahen, als ob sie genug bei sich trugen um die Särge zu bezahlen.. die anderen. Nun der eine hatte das Gold.

Dutch wagte es nicht, sich umzudrehen, aber die Neugierde gewann doch über den Verstand als der Mann hinter ihnen begann zu sprechen. Er hatte eine knarzige Stimme und ein ebenso knarziges Gesicht, mit kleinen, verschlagenen Augen. Was nicht klein war waren seine Revolver und die zeigten, zu Dutchs äußerster Zufriedenheit, nicht auf ihn.
Jetzt stand es zwei gegen zwei und es würde sich ein besonderer Zufall ereignen müssen, damit eine Seite im Vorteil war. Ein Zufall wie das plötzliche Aussetzen einer der Teilnehmer, das Versagen einer Waffe oder... Unachtsamkeit.
Dutch verstand erst viel zu spät, dass es eine Kugel war die haarscharf an ihm vorbeirauschte und etwa auf Kopfhöhe in der Wand hinter der Bar einschlug. Einer der beiden Fremden, denen er gerade den Rücken zugewand hatte, hatte geschossen und es hätte Van der Linde getroffen, wäre der Mann nicht ein unfassbar schlechter Schütze gewesen. Jedoch hielt ihn das nicht davon ab, erneut den Abzug zu betätigen und wenn sich nicht möglichst schnell jemand um ihn kümmerte, der nicht von ihm abgewandt stand, würde er eine größere und gefährlichere Chance haben, Van der Linde ernsthaft zu verletzen. Wenn nicht zu töten. Ohne es auch nur zu bedenken hatte Dutch sich in allerhöchste Gefahr gebracht.
Und das nur wegen eines Barren geklauten Golds.

Zunächst sah die Situation recht gut für die beiden Outlaws aus, doch dummerweise eskalierte es schnell. Die erste Kugel flog haarscharf an Micahs neuem Bekannten vorbei. Diese kleine Kugel startete das Gefecht. Nur wenige Milisekunden brauchte es um zu registrieren was passiert war. Bevor die zweite Kugel den Schwarzhaarigen treffen konnte, riss Micah ihn am Kragen hinab und nach hinten, er trat den Typen im selben Atemzug einen Hocker entgegen. Micah setzte mit dem rechten Revolver einen Schuss in die Schulter des Schützen. Mit dem linken traf er dessen Hals. Der war also ausgeschaltet. Direkt ging Bell selbst in Deckung und wartete auf einen Augenblick den anderen zu erledigen. Mit hartem aber äußerst aufmerksamen Ausdruck übersah der Blonde die Bar um weitere Angreifer auszumachen.
"Hinter die Bar!" Meinte er zu dem Goldbesitzer und wechselte seine Deckung. Von hier konnte sie niemand hinten anspringen und vorne waren sie recht gut geschützt. Der Barman flüchtete direkt gen Küche. Nachdem einige Schüsse sin paar Flaschen im Regal zerplatzen ließen und die jeweilige Flüssigkeit hinab tropfte, erhob sich Bell aus der Deckung um nun Schüsse nachzusetzen. Endlich mal wieder etwas Action! Er sah sich zu seinem Partner um. "Alles in Ordnung?!" Alleine würde das hier Probleme machen, wobei er dann den Goldbarren klauen und abhauen könnte. Wobei sein Pferd nun wirklich nicht das Schnellste war und irgendwo.. war der Mann in schwarz und rot interessant. Er hatte etwas an sich, was kein gewöhnlicher Mann hier bot.

So rettete der vernarbte Fremde Dutch van der Linde das Leben.
Natürlich waren Dutchs lebenserhaltenden Sinne aktiv genug um ihn selbst Deckung nehmen zu lassen, hinter der Bar wandte er sich dann zum Gefecht um und erblickte wie einer seiner ehemaligen Geschäftspartner zu Boden ging. Rote, dicke Flüssigkeit spritze aus zwei sich rasch ausbreitenden Flecken im oberen Teil seines Körpers, mit einem kehligen Krächzen wichen nicht nur sämtliche Geräusche aus dem Mann sondern auch das Leben aus seinem Körper.
Nun waren es Narbengesicht und Dutch gegen den Wuchtigen und ein paar weitere gewaltbereite Narren, die sich mit Waffen zurück in den Saloon trauten. Jedoch hatten sie keine Bar, hinter der sie sich verstecken konnten.
Whisky und Scotch splitterten ihren Inhalt auf die Rücken der beiden Kämpfer als Dutch sich etwas hochbeugte und dann mit beiden schneidig silbernen Schofields begann auf die anrückende Wand an Möchtegern-Revolverhelden zu schießen. Einen traf er ins Auge, den anderen direkt in den Schritt. Ganz nach Dutchs Manier tat er sofort so, als sei beides mit vollkommener Absicht geschehen.
Er zog sich wieder hinter die Bar zurück und erhaschte einen Blick auf den Mann neben sich. "Soweit ja!" Seine Stimme hatte keinerlei Probleme gegen die um sie pfeifenden Kugeln anzukommen, dennoch schien sie angestrengt und dies entlud sich in einem saftigen Stimmbruch am Ende des Satzes. Nicht, dass das seiner Autorität irgendwelche Abbrüche tat.
"Und selbst?"

Das Gefecht war Laut und es stank nach Metall und Alkohol. Der Alkohol übertönte bald schon den Geruch des Blutes. Waren ganz schön starke Tropfen, die da auf den Boden flossen. Schade eigentlich, gutes Zeug gab es hier nicht so oft. Es wurde meist gestreckt. Logischerweise um mehr Geld zu verdienen. Jeder war irgendwo ein Gauner, vom Barmann über Doktoren zu Revolverhelden. Alle hatten ihre Schwächen. Gold schien irgendwie die Schwäche aller zu sein.
Micahs Blick schoss direkt zu den Waffen des Schwarzhaarigen. Schöne Teile. Verziert, damit nciht billig. In der Tat ein faszinierender Typ. Doch faszinierend genug um für ihn zu sterben? Nun Bell genoss Action im Leben, insbesondere wenn es eine Aussicht auf Gewinn gab. Aktuell schienen ihre Chancen gar nicht so schlecht zu sein, da sie beide gute Schützen zu sein schienen. Jeder Schuss des anderen schien gewollt. Bell hatte keinen Plan, dass ein paar Unfälle dabei gewesen waren. Der yp da neben sich, sein Mitstreiter, antwortete mit einem lauten Organ, was Bell etwas verwunderte. Seine eigene Stimme schaffte es durch das Krächzen nicht derart klar über die Schüsse hinweg zu hallen, wie die des Mannes hier. "Alles klar. Diese Bastarde werden bald keine Munition mehr haben..." Sicherheitshalber sollten sie dennoch den Rückzug wählen. Es gab immer noch die Möglichkeit, dass der Sheriif hinzukam, oder andere neugierige Waffenbesitzer. "Bevor alle Ratten dem Käsegeruch folgen, wie wäre es mit dem Hinterausgang?!"  knurrte er ihm dann leiser zu, für Dutch hoffentlich gut hörbar.

Da war etwas in dem Blick des Blonden, das Dutch ins Mark erschütterte und sein Herz im rauschenden Adrenalin aufquirlen ließ. Ein Glanz, der seinesgleichen suchte. Verschlagen, klever, geschickt. Ein Mann, nicht unbedingt seines Wortes, aber der Tat.
Sie blieben so lange in Deckung wie es brauchte ihr weiteres Verfahren zu planen, Dutch bekam ein breites, zufriedenes Grinsen als er das Vorhaben des Änderen hörte. "Könnte mein eigener Plan sein." er wank den Mann mit dem Kopf zur Tür, die in das Lager des Saloons führen sollte. Da gab es meistens noch eine Tür nach draußen.
Das hatte Dutch sich in den Jahren der Gesetzeslosigkeit gemerkt: Es war gut Türen hinein zu finden, viel wichtiger waren jedoch die Türen hinaus.
Dutch würde, wenn sein Gesprächspartner die Stellung hinter der Bar verließ, Rückenschutz geben. Seine Gestalt hob sich gerade soweit, dass die kleinen Augen über die Barfläche schielen konnten, da zersplitterte ein Glas in seiner Nähe. Erst nachdem er sich kurz zurückgezogen hatte beugte Dutch sich wieder hoch und setzte drei Schüsse, dann lud er geübt nach und setzte sechs weitere. Er machte sich dann auch auf den Weg dutch die Hintertür ins Lager und von dort, mit zwei neuerworbenen Flaschen Brandy in unter den Armen, zur Tür hinaus.

Zufrieden sah der Blonde zu dem Schwarzhaarigen hinüber. Sie verstanden sich ja prächtig. Wäre das eine andere Situation gewesen, hätten sie ja gemeinsam einen Drink zu sich nehmen können. Aktuell aber rochen sie schlimmer, als wenn sie tatsächlich miteinander getrunken hätten. All die zerbrochenen Flaschen hatten ihren Inhalt auf sie verteilt. Abgemacht war es also, demnach verließen sie ihre Deckung um den Hinterausgang zu wählen. Von dort aus sollten sie sich beeilen. Gut dass die Pferde auf das Pfeifen reagierten. Fast als hätten sie sich daran gewöhnt oder als wären sie darauf mittlerweile dressiert. Micah trat die Tür auf und sah hinaus. Keiner stand hier. Idioten. Aber was erwartete man in einem Kaff wie diesem schon. Wobei es ja für die beiden umso besser war. Mit einem Pfiff rief er sein Gaul zu sich. Das alte Tier kam treu hergelaufen.

Auch der Count war mit nur einem Pfiff abreisebereit. Jedoch alarmierten die Pfiffe auch das örtliche Gesocks. Dutch rammte die Hintertür zu und schwang sich auf den Araber, packte die Zügel und riss an ihnen: Mit einem lauten "HYA!" und einem Hieb in die Seiten bäumte das Tier sich auf und preschte davon, flink wie die Schüsse die ihm und dem Fremden hinterherpfiffen.
Die Flaschen teuren Alkohols in die Satteltaschen gleiten lassend passte Dutch seine Sitzposition an und spornte sein Reittier zu noch besseren Leistungen an, das Adrenalin rauschte durch seinen Körper wie der Wind an ihm vorbei und das Lachen stand dem Gesetzeslosen ins Gesicht. Er fühlte sich so lebendig wie schon lang nicht mehr. Mit so viel Glück konnte auch der große Coup in Blackwater nicht schief gehen.
Oder?

Michahs Pferd war leider keineswegs so schnell wie das seines Kollegen. Er folgte jedoch so gut und dicht es ging.. Eigentlich hätte er das Ferne suchen können, doch dann wäre die Aussicht auf das Gold flöten gegangen. Es tat gut abhauen zu können. Bald schon würden sie ihre Spuren verlieren und ab dem Augenblick waren sie frei. Dann konnte man ja schauen wie es weiter ging, mit den beiden hübschen. Micas heller Hut war am davonflattern, weshalb er ihn mit einer Hand auf den Kopf zurück drückte und seinem Pferd die Sporen gab. Das kleine aber verdammt flinke Pferd des Schwarzhaarigen war verdammt schnell. Nach einigen Minuten jedoch blickte der Blonde zurück und lächelte. Die Verfolger waren fort.

Dutch genehmigte sich erst später einen Blick nach hinten. Er bemerkte seinen Partner und die Abwesenheit irgendwelcher anderer Verfolger, also zog er langsam an den Zügeln seines Pferds, beschwichtigte ihn mit lauten, beruhigenden "Hoo"-Geräuschen, bevor sie wirklich zum Stehen kamen.
Direkt ins Lager wollte Dutch den Fremden nicht führen. Zumindest nicht als Fremden. Er glitt vom Count hinab und dankte ihm mit mehreren Zärtlichen Streichlern über die Schulter, während das Tier aufgeregt hin und her zuckelte. Es schnaubte und warf den Kopf zurück, also entschied Dutch sich nun dem Mann zuzuwenden- Er griff seinen Hut, zog ihn auf und sah sich nach ihm um. "Das war mal eine Abreibung, wie sie im Buche steht." lachte er, kam dann auf ihn zu. "Danke für Ihre Hilfe. Sie haben was gut bei mir." Dutch streckte die große Hand aus, um die des anderen zu Schütteln, stellte sich dabei vor. "Dutch Van der Linde."